Die Spielregeln am Kassamarkt

Valutierung

Valuta – dieser Begriff bedeutet schlicht Abrechnungstag. Doch immer schön der Reihe nach. Im Devisenhandel heißt der Tag des Geschäftsabschlusses Handelstag. Ein Handelstag ist immer einWochentag, niemals Samstag oder Sonntag. Fällt ein Bankfeiertag wie Heiligabend oder Silvester auf einen Wochentag, ist das ebenfalls kein Handelstag. Die Lieferung oder besser Wertstellung erfolgt in der Regel zwei Werktage später und wird Valuta genannt. Ist der Handelstag zum Beispiel ein Donnerstag, fällt die Valuta auf den kommenden Montag. Zu beachten ist, dass auch Bankfeiertage anderer Länder Einfluss auf die Valuta haben können.

So könnte zum Beispiel der amerikanische Unabhängigkeitstag am 4. Juli die Valuta eines Geschäfts in EUR/GBP beeinflussen, obwohl der USD gar nicht involviert ist. Er dient allerdings als Verrechnungswährung

Quotierung der Währungspaare

Devisenhändler vergeuden ungern Zeit, daher lieben sie es einfach. So hat jede Währung ihre eigene dreistellige Buchstabenkombination – Verwechslungen sind ausgeschlossen! Bei den Währungspaaren steht die gehandelte Währung immer voran und heißt Basiswährung. Dahinter folgt die so genannte variable Währung, die den Gegenwert darstellt. Eine Quotierung USD/CHF 1,2500 bedeutet folglich, dass ein USD einen Gegenwert von 1,2500 CHF hat.

Genau genommen werden aber in der Regel nicht ein, sondern zwei Kurse quotiert: der Geld- und der Briefkurs. Der Geldkurs ist für einen Händler auf der Nachfrageseite der Preis, zu dem er an den Anbietenden, den so genannten quotierenden Händler, verkauft. Der anbietende Händler wird im Fachjargon auch „Market Maker“ genannt. Der Briefkurs ist dagegen der Kaufpreis, den der Nachfragende dem Market Maker zahlen muss.

Der Market Maker handelt dabei stets zu dem für ihn günstigeren Kurs, der in der Regel aber dem „Inside Market“, das heißt dem höchsten Geld- und niedrigsten Briefkurs entspricht.

Spread

Die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs beziehungsweise zwischen Geld und Brief wird als Spread bezeichnet. Der Spread beinhaltet gleichzeitig die Gebühr des Market Maker für die Transaktionsabwicklung im Auftrag des Kunden. Je nach Liquidität des jeweiligen Währungspaares kann diese Spanne unterschiedlich groß sein. Dabei gilt: Je liquider die Währung, desto geringer der Spread.

Pips und Big Figure

Pips oder auch Punkte werden die letzten beiden Stellen der nach dem Komma meist vierstelligen Kursquotierung genannt. Prominenteste Währung, die nur auf zwei Stellen noch dem Komma quotiert wird, ist der Yen. 100 Pips bezeichnen Händler als Big Figure. Verändert sich der Kurs EUR/USD beispielsweise von 1,2510 auf 1,2527, so ist er um 17 Pips gestiegen. Ein Absinken von 1,2527 auf 1,2427 wäre dagegen ein Fall um eine Big Figure. Typisch Börse: Von Händlern werden häufig nur die Pips einer Quotierung genannt, während der Rest – die aktuelle Big Figure – als gemeinhin bekannt vorausgesetzt wird. Sie sehen, auch beim Sprechen lässt sich Zeit einsparen!

Long / Short / Flat

Erwartet ein Händler bei einer Währung steigende Notierungen, so kauft er diese Währung. Ein positives Guthaben in einer Währung bezeichnet man als Long-Position. Geht er aber von fallenden Kursen aus, so verkauft er die Währung. Bei einer Verbindlichkeit – also einem negativen Bestand in dieser Währung – spricht man von einer Short-Position. Ist der Saldo aus Käufen und Verkäufen in einer Währung dagegen ausgeglichen, so ist der Händler Flat.

Crossrates und Majors

In der Regel werden alle Währungen gegen den US-Dollar verrechnet. Der Greenback dient quasi als offizielle Verrechnungswährung. Das hat folgenden Vorteil: Der Kurs zweier Nicht-Dollar-Währungen kann aus den jeweiligen Quotierungen zum US-Dollar exakt ermittelt werden und heißt Crossrate. Auf diese Weise können fortlaufende Notierungen gewährleistet und auch illiquide Währungspaare problemlos gehandelt werden.

Der Grad an Illiquidität spielt dabei keine Rolle, da gegenüber dem US-Dollar ständig ein Kurs gestellt wird. Dabei werden die Quotierungen aus dem US-Dollar (USD) und den anderen großen Währungen wie Euro (EUR), Yen (JPY), Schweizer Franken (CHF) und Britisches Pfund (GBP) als Majors bezeichnet. Dabei stehen die Majors in einer ständigen Wechselwirkung zueinander. Massive Verkäufe bei EUR/JPY können über die Crossrate auch EUR/USD belasten. Der US-Dollar ist nicht der Nabel der Welt.

Margin und Leverage

Da Devisenkurse häufig in überschaubaren Bandbreiten, die wie zuvor erwähnt als Volatilität bezeichnet wird, schwanken, bieten manche Market Maker den Akteuren dieMöglichkeit, ihre Transaktionen ausführen zu dürfen, ohne die gesamte gehandelte Summe aufbringen zu müssen – also eine Art Devisenkredit. Nur das Risiko will der Market Maker über die Sicherheitshinterlegung abgedeckt wissen. Die Sicherheitsleistung, die so genannte Margin, ist Gewähr für den Market Maker, dass er als Gegenpart des Geschäfts nicht auf einer offenen Position sitzen bleibt und somit das finanzielle Risiko tragen muss.

Läuft der Kurs in die falsche Richtung, so wird der Verlust aus der Margin gedeckt. Diese Marginanforderung beträgt je nach Währung und Makler nur ein bis zwei Prozent der gehandelten Summe – dies entspricht einem Hebel von 100 bzw. 50. Doch während bei Derivaten wie Optionen oder Futures eine Nachschusspflicht die Regel ist, existiert diese im Devisenhandel nicht nur unter bestimmten Bedingungen. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, der ein verheerendes Loch in der eigenen Kasse vermeiden helfen kann. So lange das eigene Guthaben über der vereinbarten Margin liegt, kann ein Investor ohne Probleme größere Verluste auch über längere Zeit aussitzen.

Die Mindestsumme (meist als Prozentsatz der zu handelnden Summe notiert), die bei Handelsstart zur Verfügung stehen muss, heißt Initial Margin. Das Charmante: Mit geringerem finanziellem Aufwand kann insgesamt eine größere Summe am Markt bewegt werden. Die Hebelwirkung oder Leverage (Englisch: lever = Hebel) kommt an dieser Stelle ins Spiel und wirkt wie ein Turbo. Liegt der Akteur richtig, steigt sein Gewinn. Liegt er falsch, vergrößert sich leider auch sein Verlust.

Beispiel: Leverage-Effekt ganz plastischBeispiel: Leverage-Effekt ganz plastisch

Angenommen ein Auto kostet 50.000 Euro, dann würde ein Käufer für den Wagen sicher den vollen Betrag zahlen. Dagegen hat das Recht diesen Wagen für 50.000  Euro erwerben zu dürfen nur dann einen Wert, wenn es aussichtsreich erscheint, das Fahrzeug für mehr als 50.000 Euro weiter verkaufen zu können. Es geht praktisch nicht um den Bezug, sondern lediglich um die Wertsteigerung.

Hat der Anleger 1.000 Euro für dieses Recht gezahlt und steigt der Wert des Autos auf 55.000 Euro, hat das Recht einen Wert von 5.000 Euro. Für 1.000 Euro Einsatz gibt es 5.000 Euro zurück – ein Gewinn von 4.000 Euro. Reicht die hinterlegte Margin des Kunden nicht mehr aus um den Verlust abzudecken, hat der Market Maker zwei Möglichkeiten:

1. Er fordert die benötigte Summe vom Kunden nach (Margincall). Zahlt dieser nicht, wird in aller Regel die Position aufgelöst. Und zwar zu dem dann anliegenden Kurs.

2. Er vereinbart mit dem Kunden das Recht, ab einer bestimmten Grenze die Position eigenmächtig schließen zu dürfen. Sobald diese über das abgedeckte Risiko hinaus in den Verlust läuft, wird verkauft. Um den aktuellen Gewinn oder Verlust ständig und automatisch im Auge zu behalten, muss er daher eine Funktion zur Überwachung installieren – den so genannten Marginwatcher.