Kassa- vs. Terminkurs

Der Kassakurs, der auch „Spot Rate“ oder nur „Spot“ genannt wird, bildet die Basis bei Devisengeschäften, die von den beteiligten Akteuren mit üblicher Valuta sofort zu erfüllen ist. Wenn ein Devisengeschäft bereits heute vertraglich fixiert wird, der effektive Währungstransfer jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, dann ist der Terminkurs relevant. Der Terminkurs, der auch als „Forward Rate“ oder „Forward“ bezeichnet wird, ist somit der heute vereinbarte Kurs zu dem ein Investor in der Zukunft kauft oder verkauft. Der Terminkurs berechnet sich aus dem Kassakurs plus dem Swapsatz.

Ein positiver Swapsatz (Terminkurs > Kassakurs) heißt Report (Aufschlag) oder „Premium“, einen negativen (Terminkurs < Kassakurs) nennt man in der Praxis „Deport“ (Abschlag) oder „Discount“. Dabei hängt die Höhe des Swapsatzes von der Zeitspanne zwischen der Vereinbarung des Terminkurses und dem Währungstransfer ab. Unter dem Strich drücken Terminkurse keine Erwartungen aus, sondern berücksichtigen aufgrund der Arbitragefreiheit nur die Zinsdifferenzen zwischen den beteiligten Währungen.

Devisentermingeschäfte sind beidseitig verpflichtend und bieten dank fester Währungsparität eine verbindliche Kalkulationsbasis wie sie Exporteure häufig benötigen. In Zeiten eindeutiger Währungstrends ist die Devisen- Option als spekulativere Variante jedoch das probatere Mittel.

Psychologie des Devisenhandels

Wie sagte einst Sir Isaac Newton, ein leidenschaftlicher Börsenspekulant, der sein ganzes Vermögen mit Südsee-Geschäften um 1720 verloren hatte: „Die Bahn der Himmelskörper kann ich auf Zentimeter berechnen, jedoch nicht, wie eine verrückte Menschenmenge die Kurse in die Höhe oder Tiefe treiben kann.“ Gemeint hatte der größte Physiker der Welt damit, dass die Psychologie, sei es an der Börse oder im Devisenhandel, ein entscheidender Faktor ist.

Immer dann, wenn an den Märkten besonders übertrieben wird, offenbaren sich extreme Verhaltensmuster wie kollektive Gier oder Panik. Der Mensch ist eben kein „Homo Oeconomicus“, wie ihn die Wissenschaft gerne definiert, der immer streng rational handelt. Selbst wenn man hundert Hochbegabte in einem Raum zusammenpfercht, dann wird diese Masse nicht vom Verstand, sondern hauptsächlich von Emotionen gelenkt.

Die Natur setzt dem Menschen zudem seine Grenzen: Aufgrund physischer und mentaler Beschränkungen kann dieser häufig nur bedingt rational handeln.

Die Fieberkurve des Anlegers: Psychologie pur

Durch das mittlerweile große Medienangebot werden die Anleger mit Informationen geradezu überflutet. Um diese Masse überhaupt verarbeiten zu können, bedienen wir uns meist unbewusst bestimmter gedanklicher Mechanismen. Gesteuert werden diese jedoch nicht von der Ratio, sondern von psychologischen Einflussfaktoren, denen jeder Mensch in ähnlicher Weise unterliegt.

Zur Darstellung von komplexen Sachverhalten bedient sich der Mensch gerne Vereinfachungen, so genannter Heuristiken. Das, was ihm nicht in den Kram passt oder überflüssig erscheint, wird einfach aussortiert. Das Problem ist, dass wir hierbei subjektive, häufig nicht rationale Kriterien anlegen. Beispielsweise wird nach Auffälligkeit der Information, deren Verfügbarkeit oder Häufigkeit der Wiederholung selektiert. Ein ebenfalls unter Anlegern weit verbreiteter Fehler ist das bekannte Verhalten, Verluste laufen zu lassen und Gewinne zu früh mitzunehmen.

Die Psychologie hilft auch hier: Die Meisten bewerten ihr Engagement relativ zum Kaufkurs. Dabei tritt das Phänomen der abnehmenden Sensitivität bezüglich bestimmter Emotionen auf, beispielsweise Freude und Ärger. Dies bedeutet, dass je höher der bereits erzielte Gewinn ist, desto relativ weniger freuen wir uns über einen noch größeren Gewinn. Im Gegensatz dazu ärgern wir uns relativ weniger über einen noch höheren Verlust, je größer das bereits angefallene Minus ist – frei nach dem Motto „Jetzt ist es auch egal“. Hinzu kommt, dass sich Anleger über anfängliche Verluste relativ mehr ärgern als sie sich über einen gleich hohen Gewinn freuen. Im Fachjargon heißt dies „Loss Aversion“.

Eine größere Risikobereitschaft, in Verlustphasen eher nachzukaufen als in der Gewinnzone, ist zudem ein mentaler und oftmals auch fataler Fehler für den eigenen Geldbeutel. Auch über diese Psychofalle sollten sich Anleger im Klaren sein, denn viele kleine zu früh realisierte Gewinne können zu dem Phänomen der Kontrollillusion führen. Daraus entwickelt sich jedoch häufig der Verlust der Selbstkontrolle, das heißt zu hohe Einsätze, Überheblichkeit („Overconfidence“), zu häufiges Handeln („Overtrading“) und eine zu große Risikobereitschaft, die dann nicht selten in einem Desaster enden. Typische Kursverläufe in der Nähe von Unterstützungen und Widerständen lassen sich ebenfalls verhaltenspsychologisch erklären. In jedem Chart können lokale Hoch- und Tiefpunkte eingezeichnet werden. Dies zeigt, dass an speziellen Punkten offensichtlich eine Änderung der Marktstimmung eintritt – à la „Bis hierher und nicht weiter“ – also das Gros der Akteure dieselbe Meinung teilt.

Dieser Konsens kann eine Zeit lang anhalten, die Kurse schwanken um diesen Bereich. Damit erhöht sich aber auch sukzessive die Zahl derjenigen, die ihre Kaufkurse hier haben. Fällt die Notierung wieder, wird dieser Punkt bei einem Wiederanstieg des Kurses zu einem Widerstand durch die Verkäufe derjenigen, die froh sind, ihren Kaufkurs noch mal zu sehen. „Mit dem blauen Auge davongekommen“, lautet dann der Tenor. Nicht zuletzt unterliegen Profis wie Analysten und Fondsmanager den menschlichen Schwächen. In der Praxis versuchen viele instinktiv ihren persönlichen Ruf zu maximieren.

Maßgeblich dabei ist, dass eine Beurteilung ihrer Fähigkeiten anhand der Qualität der Entscheidungen wegen möglicher anderer Faktoren nur ungenau ist. Aus diesem Grund besteht für sie der Anreiz, die Kollegen zu imitieren, um im Fall eines Misserfolgs nicht als einziger dumm dazustehen. Lassen sich die Emotionen anhand von Indikatoren deuten? Sentiment- oder Trendfolgeindikatoren wie der MACD, der auf der Berechnung gleitender Durchschnitte basiert, spiegeln die Marktstimmung, also die Emotionen, wider.

Beispielswiese liefert die so genannte „Crossover-Methode“, das heißt, wenn sich ein kürzerer und längerer gleitender Durchschnitt schneiden, einen wertvollen Hinweis auf einen möglichen Stimmungswechsel. Darüber hinaus veranschaulichen die Analysen von FXresearch die Stimmung der Marktteilnehmer. Der FXsentiment Index zeigt das Verhältnis von Optimisten zu Pessimisten. Dabei wird im Rahmen einer Echtzeit-Umfrage die Stimmung der Marktteilnehmer für ein bestimmtes Währungspaar und des sich daraus ergebenden Marktverhaltens ermittelt.

Idee dahinter: Die Teilnehmer stimmen entsprechend ihrer Positionierung ab, da alles andere wenig Sinn macht. Ebenso wie eine Bank wohl kaum eine Verkaufsempfehlung für eine Aktie ausspricht, wenn sie zur selben Zeit hier „long“ ist. Unter dem Strich ist der Devisenhandel vor allem ein Markt, der von der Einstellung in den Köpfen der Anleger dominiert wird. Hinzu kommt die beliebte Gerüchteküche. Zusammen ergibt dies eine hochinteressante Mixtur, macht die Kursprognose jedoch nicht einfacher. Für den weisen Investor gilt daher: Es sollte lediglich Kapital, bei dem auch ein Totalverlust verschmerzbar ist, für Devisengeschäfte eingesetzt werden. Deshalb auch die Finger weg von allen kreditfinanzierten Modellen!