Mario Draghi’s letzter Auftritt heute Nachmittag als EZB-Präsident entwickelt sich zu einem der mit höchster Spannung, weil Ungewissheit über den Ausgang, erwartet wird. Dies wird sehr wahrscheinlich zu einer stark ansteigenden Volatilität in den Märkten führen, insbesondere bei DAX und EUR/USD.

Während eine Zinssenkung mit ziemlicher Sicherheit bevorsteht und in den Märkten eingepreist ist, gibt es bei der weiteren quantitativen Lockerung (QE) viele Meinungsverschiedenheiten, wobei Vertreter aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden sich alle gegen weitere Anleihenkäufe aussprechen.

Während die meisten Ökonomen noch immer mit 30 Milliarden Euro pro Monat bei den Anleihekäufen rechnen, sind die deutschen Bundesanleihen in diesem Monat stark gestiegen, da die Händler die Wetten nicht unbedingt von weiteren Ankäufen ausgehen. Dieser Ausverkauf von Anleihen trug dazu bei, eine Umkehrung am Aktienmarkt auszulösen.

Unterdessen ist der Euro gegenüber dem Dollar nicht weit vom niedrigsten Stand seit über zwei Jahren entfernt. Diese Volatilität vor dem Treffen und die erhöhte Unsicherheit über die QE bedeutet, dass Händler am Donnerstag besonders sensibel sein werden. Ein hawkisches Ergebnis mit weniger Impulsen als erwartet wird wahrscheinlich dazu führen, dass die Renditen von Anleihen weiter steigen und die Euro-Bären sich beeilen, Short-Positionen zu decken. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Aktienmarkt weiter ansteigt. Bereits im Vorfeld ist der Dax wieder über die 12.400-Marke gestiegen, der Wechselkurs von EUR/USD liegt aktuell bei 1,1009.

Eine neutrale Zinsentscheidung Draghis und keine Überraschung durch starke Anleihenkäufe würde das Gegenteil bewirken.
Mehr als ein Drittel des Personals im EZB-Rat ändert sich auch in diesem Jahr, so dass zukünftige Sitzungen wahrscheinlich noch einige weitere Überraschungen hervorrufen können, bis sich die Trader an Christine Lagarde und ihr Team gewöhnt haben.