Liquidität und ihre Auswirkungen

Neben der Möglichkeit, rund um die Uhr zu handeln, ist die höhe Liquidität einer der grössten Vorteile des Devisenhandels.
Mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von 1200 Milliarden US-Dollar ist der Devisenmarkt der weiltweit grösste und liquideste Markt. An den deutschen Aktienmärkten werden dagegen lediglich vergleichsweise geringe 14,1 Milliarden USDollar je Handelstag umgesetzt. Die hohe Liquidität hat eine Reihe positiver Folgen. Marktmanipulationen sind zwar auch am Devisenmarkt möglich. Das benötigte Volumen, um einen tatsächlichen, nachhaltigen Effekt auf den Preis hervorzurufen, dürfte sogar den Kapitalstock der meisten Zentralbanken übersteigen. Manipulationsversuche haben daher in der Regel kaum und meist nur zeitlich sehr beschränkten Einfluss auf die Preisfindung.

Insider- Wissen spielt am Devisenmarkt kaum eine Rolle, da es nur wenige Ereignisse gibt, die direkten Einfluss auf den Marktpreis haben, und diese allen Marktteilnehmern in der Regel zur gleichen Zeit zur Verfügung stehen (zum Beispiel Zinsentscheidungen der FED oder der EZB). Skandale mit desolaten Auswirkungen auf den Preis, wie der Enron- oder der Wordcom-Skandal am Aktienmarkt, sind am Devisenmarkt äusserst unwahrscheinlich.Ein weiterer, positiver Effekt des hohen Volumens sind die Trading-Kosten. Zwischen dem Ankauf- und dem Verkaufskurs besteht auf allen Märkten eine Differenz, der so genannte Spread. Je mehr Marktteilnehmer an einem Markt partizipieren, desto geringer wird in der Regel dieser Spread.

Beispiel

Der Euro wird zum aktuellen Zeitpunkt mit 1,2356 zu 1,2361 quotiert, der Spread beträgt somit 5 Pips. Bei einem Handelsvolumen von 100 000 Euro verursacht der Spread bei dieser Quotierung indirekt Kosten in Höhe von 40,47 Euro. Dies entspricht einem prozentualen Betrag in Höhe von 0,04 Prozent des gehandelten Gesamtbetrages. Eröffnet man eine Position und stellt diese im Anschluss sofort wieder glatt, würde man diesen Betrag als Verlust verbuchen.

Vergleicht man diese Kosten mit den Spread-Kosten beim Aktienkauf, werden die herausragende Liquidität und die daraus resultierenden geringen Spreads im Devisenhandel deutlich. Die 100 000 Euro werden in diesem Fall in eine Aktie investiert, die bei zehn Euro notiert. Man erhält für sein Geld also 10 000 Aktien. Sollten die gesamten Spread-Kosten bei dieser Aktientransaktion nicht höher sein als bei der oben durchgeführten Devisentransaktion, dürfte der Spread der Aktie legiglich bei 0,004 Euro beziehungsweise 0,4 Cent je Aktie liegen. Selbst die liquidesten Werte haben in der Regel einen deutlich höhen Spread. In diesem Beispiel wurden lediglich die indirekten Kosten, die aus dem Spread resultieren, betrachtet. Werden zusätzlich noch die Transaktionskosten – die Gebühren für den Broker – in die Betrachtung mit einbezogen, so fällt das Ergebnis noch eindeutiger zu Gunsten des Devisenhandels aus. Im Interbanken-Handel sowie bei den privaten Brokern fallen in der Regel keine Transaktionsgebühren an.

Der Aktienmarkt bietet im Gegensatz zum Devisenmarkt allerdings den Vorteil, dass man auch als Market Maker auftreten kann und somit nicht zwingend den Spread “zahlen” muss. Die hohe Liquidität und die Struktur des Devisenmarktes sorgen dafür, dass man meist den Ausführungspreis erhält, den man sieht. Bei Aktien oder Futures kann es in schnellen Märkten häufig passieren, dass die eigene Order gar nicht (bei limitierten Aufträgen) oder erst zu einem deutlich schlechteren Preis (Market-Orders) ausgeführt wird, da man in der so genannten “Orderschlange” weit hinten steht. Diese Slippage tritt am Devisenmarkt nicht oder nur in sehr geringen Massen auf, da man nicht in der Orderschlange wartet, sondern einen direkten Handelspartner hat.