Einmal im Quartal: Volatilität am Hexensabbat
Der Hexensabbat steht für einen festen Termin im Börsenhandel, der viermal im Jahr stattfindet. Er wird auch als „Dreifacher Verfallstag“ umschrieben und ist insbesondere für Trader ein sehr wichtiges Ereignis. Denn hierbei verfallen Termingeschäfte an drei wichtigen Märkten – dem Deutschen Aktienindex, der STOXX-Familie und an der Wall Street.
Man kann sich diesen Termin, welcher jeweils am dritten Freitag der Monate März, Juni, September und Dezember fixiert ist, also in seinen Handelskalender vortragen.
Was geschieht am Hexensabbat genau?
Verschiedene Terminkontrakte werden an diesem Stichtag zu einem fixierten Endpreis bewertet und entsprechend abgerechnet. Diese Terminkontrakte sind standardisiert und damit als Börsenprodukt hinsichtlich Menge, dem Zeitpunkt der Fälligkeit, der Erfüllungsmodalität und den Sicherheiten zwischen den Marktteilnehmern eindeutig bestimmt. Nur durch so Standardisierung ist die Fungibilität gewährleistet, was Futures und Optionen grundsätzlich von anderen Derivaten und dem CFD-Handel unterscheidet.
Doch auch dort gibt es natürlich Gemeinsamkeiten wie die möglichen Positionierungen Long oder Short, wobei Long für den Kontrakt-Kauf und Short für den Kontrakt-Verkauf steht. Mit der Positionierung in einem Long-Kontrakt geht der Käufer die unbedingte Verpflichtung ein, am Laufzeitende den Basiswert zu übernehmen. Der Verkäufer eines (Future-)kontrakten geht hingegen die unbedingte Verpflichtung ein, am Laufzeitende den Basiswert zu liefern.
Im Fokus dieser Terminabrechnungen stehen hierbei Futures und Optionen an der Terminbörse. Dabei wird der Abrechnungspreis auch als „Settlement“ bezeichnet und für alle Marktteilnehmer, welche diese Terminkontrakte besitzen, dann bindend. So wird bei einem Engagement im DAX-Future die Differenz zwischen der Positionseröffnung und dem Verfallspreis auf dem Handelskonto entsprechend verrechnet.
Bei Optionen kann es zu einer Ausübung kommen oder diese können ohne Ausübung wertlos verfallen. Neben der Verrechnung der Differenz, dem „Cash Settlement“ kann es im Falle von Aktien auch zu einer Ausübung der Terminoption kommen. Dann werden entsprechende Aktien erworben oder müssen, im Falle eines Stillhaltergeschäfts, an den Optionen-Inhaber geliefert werden.
Marktbewegungen am Verfallstag
Die Marktbewegungen werden vor allem von großen Finanzakteuren durchgeführt, wie beispielsweise von Fonds, Versicherungen und Vermögensverwaltern. Hierbei spielt nicht immer direkt die Geldanlage eine Rolle, sondern oftmals auch einfach die Absicherung bestehender Positionen mittels eines Termingeschäfts. Zum Verfall läuft dann die Frist zur Verwirklichung ihrer Derivategeschäfte regelrecht ab. Ein entsprechendes Interesse, am Verfallstag die Kurse auf jene Preise zu treiben, zu denen das Engagement Gewinn erzielt oder ausgeübt werden kann, ist bei allen Marktteilnehmern gegeben.
Anders sieht dies für private Trader aus. Sie handeln in der Regel nicht mit auslaufenden Futures und Optionen, sondern nutzen CFDs für die Umsetzung ihrer Handelsideen. Hierbei genügt es, auf die genaue Uhrzeit des Verfalls zu achten. Der Abrechnungspreis (auch Fixing genannt) in der STOXX-Familie wird beispielsweise um 12 Uhr für Index-Optionen und -Futures des EuroStoxx 50 und Stoxx 50 durchgeführt.
Für DAX und TecDAX ist auf das Fixing um 13 Uhr zu achten, der MDAX folgt um 13.05 Uhr. Optionen und Futures auf unterschiedliche Basiswerte in Aktien folgen dann erst zum XETRA-Ende um 17.35 Uhr. Hierbei sind nicht nur Kurse an der deutschen Terminbörse Eurex betroffen, sondern ebenso die Derivate auf deutsche und französische Aktien an der Eurex.
Seien Sie bei all diesen unterschiedlichen Spekulationen nicht verwundert, wenn am Hexensabbat die Kurse nahe runder Marken notieren. Das kann bei Aktien 19,99 Euro sein oder im DAX die 12.500 als Beispiel.
Konkrete Auswirkungen auf die Kurse
Am Hexensabbat sind somit weitaus mehr Marktteilnehmer auf den Kursverlauf fixiert, als an einem regulären Handelstag. Daher ist das Volumen an der Börsen entsprechend höher. Beispielsweise am Verfallstag im Juni 2019 wurden auf dem elektronischen Handelssystem XETRA rund dreimal so viele Euro im Aktienmarkt umgesetzt. Dies zeigt die Handelshistorie klar auf, wie bspw. auf wallstreet-online zu sehen:
Mögliche Schieflagen müssen in den Büchern der Trader und institutionellen Anleger entsprechend bereinigt werden und Marktteilnehmer mit längerfristigen Engagements dürfen nicht verpassen, ihre Engagements bei auslaufenden Terminkontrakten in den nächsten Kontrakt umzuschichten. Fachlich nennt man dies auch „Futures Rollen“.
Zudem kommt eine gewisse Portion „Hoffnung“ hinzu, dass sich die Kurse bis kurz vor dem Verfall noch in die entsprechende Richtung oder auf das wichtige Level der Abrechnung bewegen. Eine Kaufoption zu 20 Euro ist beim Basiskurs 19,99 einfach wertlos – bei 20,01 Euro jedoch bereits im Geld.
In den letzten Jahren hat sich jedoch eingespielt, dass die Marktteilnehmer bereits im Vorfeld des Hexensabbat vor allem aussichtslose Positionen gehedget oder aus dem Markt genommen haben. Denn wenn der DAX aktuell bei 12.450 Punkten notiert, macht es wenig Sinn bis 13 Uhr auf einen Abrechnungskurs von 11.000 zu setzen. Daher ist die Volatilität nicht mehr so hoch wie früher und der Hexensabbat hat ein stückweit seinen „Schrecken“ an der Börse verloren.
Der Hexensabbat im September 2019
Trotz starker Impulse der Notenbanken EZB und FED in den vergangenen Tagen, pendelte sich der Aktienmarkt regelrecht ein. In dieser Woche zeigte der DAX bisher eine Schwankungsbreite von weniger als 200 Punkten. Dies entspricht etwa 1,5 Prozent und kann durchaus an einem einzigen Handelstag schon erreicht werden.
Am heutigen Verfallstag selbst wurde das Ausbruchslevel vom Vortag bei 12.418 Punkten kurz getestet und das Hoch der Vorwoche bei 12.494 Punkten ebenfalls knapp angelaufen. Einen richtigen Trend oder gar Ausbruch aus bestehenden Kursregionen sahen wir nicht:
Scheinbar richteten sich die Marktteilnehmer schon vorab auf einen ruhigen Verfallstag ein und hatten bestehende Positionen bereits bereinigt oder zumindest nahe am aktuellen Marktkurs.
Mein Fazit ist hierbei: Bewerten Sie den Hexensabbat und die Kursverläufe nicht zu hoch im Trading. Kursschwankungen sind an diesem Tag schwerer zu prognostizieren, als im normalen Börsenalltag. Große Ausbrüche sind eher selten bis nicht mehr zu sehen gewesen in jüngster Zeit.
Bleiben Sie im Zweifel an der Seitenlinie oder handeln Sie auf anderen Zeitebenen entsprechend weitere Marken.
Viel Erfolg im Trading wünscht Ihnen Andreas Mueller (Bernecker1977)
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