Faktoren für Devisenmarktbewegungen
Die Kursentwicklung bei Devisen wird nach dem allseits bekannten ökonomischen Prinzip von Angebot und Nachfrage bestimmt. Solange das Angebot höher ist als die Nachfrage, sinkt der Kurs. Je tiefer der Preis allerdings ist, desto attraktiver wird der Markt für Käufer. Bis auf einem bestimmten Kursniveau die Nachfrage das Angebot wieder übersteigt. Nun beginnt die Währung zu klettern. Dieses Spiel wiederholt sich immer wieder – zumindest in der Theorie. Die Folge: Der Kurs bewegt sich in Wellen. Profis bezeichnen dieses Auf und Ab als Volatilität oder Schwankungsbreite. Wie lässt sich nun feststellen, ob der aktuelle Kurs billig – und damit eine günstige Kaufgelegenheit – oder teuer – und damit eine gute Verkaufsgelegenheit – ist? Die Antwort klingt kompliziert, ist es aber bei genauem Hinsehen nicht: Der Kurs muss sich unterhalb oder oberhalb eines bestimmten Gleichgewichts befinden.
Aus der Wissenschaft kommen zwei mögliche Erklärungsansätze, wann dies der Fall sein kann: Die Kaufkraftparitäten-Theorie, der älteste der internationalen Ansätze, geht davon aus, dass zwei Währungen sich im Gleichgewicht befinden, wenn man die gleichen Waren und Dienstleistungen für den jeweiligen Gegenwert dieser Währungen erhalten kann. Der Kaufkraftparitäten-Theorie zu Grunde liegt das Gesetz des internationalen Preisausgleichs („Law of One Price“). Ein Kaufkraftverlust (Inflation) führt damit zu einer Abwertung der betroffenen Währung, eine stärkere Kaufkraft (Deflation) entsprechend zu einer Aufwertung. Es lassen sich die absolute und die relative Kaufkraftparitäten-Theorie unterscheiden: Die absolute erklärt den Wert der Währung aus dem Verhältnis der absoluten Preisniveaus der entsprechen Länder. Eine Modifikation dieses Ansatzes führt zur Kaufkraftparitäten-Theorie.
Demnach ergibt sich der Wert der Währung aus den Preisniveauänderungen zweier Länder zueinander. Allerdings ist die Paritätsbeziehung in der Realität nicht immer erfüllt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass verschiedene lokale Bedingungen und Bedürfnisse einzelner Währungsregionen nicht die Bildung eines einheitlichen Warenkorbs ermöglichen. Und somit lässt sich auch keine absolute Vergleichsgröße festlegen. Ferner sind nicht alle Güter und Dienstleistungen international handelbar. Ökonomisch ergibt sich daraus keine Notwendigkeit zu übereinstimmenden Preisen.
Im Allgemeinen passt sich der Wert einer Währung aufgrund der Trägheit der Märkte nur langfristig an die Entwicklung der Inflationsrate an. Durch Spekulation kann der Kurs auch kurz- und mittelfristig von seinem fundamentalen Wert erheblich abweichen. Im Fachjargon heißt dies „Overshooting“. Weiterhin vernachlässigt die Theorie Beschaffungs-, Transportund Zollkosten sowie die Kauf- und Verbrauchsgewohnheiten der Konsumenten in einzelnen Ländern, die niedrigere Preise in anderen Währungsregionen wieder ausgleichen können. Die Zinsparitäten-Theorie basiert auf der Überlegung, dass Investoren ihr Geld stets dort investieren, wo es die höchste Rendite erwirtschaftet. Der Gedanke hinter dieser Theorie ist, dass im Inland angelegtes Kapital den gleichen Zinsertrag erwirtschaften muss wie eine Investition im Ausland, da sich ansonsten risikolose Arbitragemöglichkeiten ergäben.
Ein Beispiel: Eine Zinssenkung macht für Anleger einen Wirtschaftsraum und damit seine Währung unattraktiver. Daher ziehen sie ihr Geld dort ab und legen es in einer ertragreicheren Währung an. In der Folge kommt es zu einem neuen Gleichgewicht, aber auf niedrigerem Niveau. Die durch die Zinssenkung betroffene Währung verliert an Wert. Im umgekehrten Fall wird eine Währung durch höhere Zinsen attraktiver und wertet auf.
Es bildet sich ein neues Gleichgewicht, nur auf höherem Niveau. Voraussetzung für die Gültigkeit der Zinsparitäten-Theorie ist eine perfekte Substitution von Finanztiteln aus dem In- und Ausland sowie ein ungehinderter Kapitalfluss zwischen den jeweiligen Ländern. Weiterhin ist eine Veränderung des Zinsniveaus auch meist ein Indikator für den Gesundheitszustand, in dem sich eine Volkswirtschaft befindet. Nach dem Motto „Zinsen runter macht Geld preiswerter“, verlangen auch die Banken weniger Kreditzinsen von ihren Kunden, da sie sich selbst günstiger refinanzieren können. Fremdkapitalfinanzierte Investitionen rechnen sich zügiger, der Konjunkturmotor springt an. Anders herum funktioniert es analog.
Weitere Einflussfaktoren auf den Devisenmarkt sind die Inflationsrate, der Außenhandel, politische Ereignisse, Spekulation und die Aktivitäten der Noten- und Zentralbanken in Form von künstlichen Eingriffen. Aber auch die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Arbeitsmarkdaten bestimmen den Wert einer Währung. Die Inflationsrate ist ein Gradmesser für die Wettbewerbsfähigkeit eines Staates im Vergleich zu anderen Ländern.
Ist beispielsweise der Preisauftrieb im Inland höher als im Ausland, so erleiden inländische Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten. Daraus resultiert ein Anstieg der inländischen Importe und somit eine stärkere Nachfrage nach fremder Währung, die daher entsprechend aufwertet. Liegt die Teuerung im Inland unter der im Ausland, verhält es sich genau umgekehrt. In der Außenhandelsbilanz werden die Im- und Exporte eines Landes gegenübergestellt. Der sich daraus ergebende Saldo kann ausgeglichen, negativ (Importe > Exporte) wie im Konsumland USA oder positiv (Importe < Exporte) wie beim Exportweltmeister Deutschland sein. Im Fall eines Außenhandelsbilanz-Defizits steigt die Nachfrage nach fremder Währung, da die Ausgaben zur Finanzierung der Importe die Erträge aus den Exporten in fremder Währung übersteigen.
Mittelbar hat dies einen Kursanstieg der betroffenen Währung zur Folge. Ein Überschuss in der Außenhandelsbilanz bewirkt hingegen ein Angebot an fremder Währung, das die Nachfrage übertrifft und somit zu einem sinkenden Kurs führt. Rechnen Devisenspekulanten beispielsweise mit einer Aufwertung einer Währung gegenüber der anderen, dann steigt die Nachfrage hier ebenfalls. Spekulanten positionieren sich dem entsprechend und treiben dadurch den Kurs der Währung nach oben.
Die Kraft, die hinter solch spekulativen Bewegungen steckt, sollten Anleger nicht unterschätzen. Letztlich hängt das Verhalten der Marktteilnehmer im Devisenhandel nicht nur von der aktuellen Informationslage ab, sondern ganz entscheidend auch von den Erwartungen zur künftigen Entwicklung der Konjunktur. Diese wiederum wird auch von politischen Ereignissen maßgeblich beeinflusst. So kann beispielsweise der Wahlsieg einer bestimmten Partei, die für eine wirtschaftsfreundliche Politik bekannt ist, eine positive Einschätzung des Landes und damit auch der Wechselkursentwicklung nach sich ziehen.
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